Freitag, 24. Februar 2012

Banlung

Banlung liegt in der Provinz Rattanakiri im Nordosten von Kambodscha. Wir reisen eigentlich dorthin, um Trekking zu machen und uns etwas in der noch relativ unberührten Natur des Virachey-Nationalparks umzugucken. Nach unserer Ankunft haben wir direkt an einem schönen See eingecheckt und können aus unserem Fenster wunderschön den Sonnenaufgang darüber bewundern. Am nächsten Tag wollten wir uns ein bißchen umsehen und mieten zwei Fahrräder. Wir fahren durch das kleine Zentrum, das wieder aus einem typischen kleinen Markt und Garküchen auf der Straße besteht und danach zum Yeak Laom See, der etwa 5 km außerhalb des Banlunger Stadtzentrums liegt. Leider ist es wieder mal sehr heiß und die Straße sehr staubig, als wir endlich da sind, hüpfen wir in den kühlen Kratersee. Nach dieser super Abkühlung fühlen wir uns stark genug, einmal drumherum zu laufen, immerhin drei Kilometer oder so. Dabei finden wir einen noch viel schöneren Platz als den bei der Ankunft, wo viele Einheimische sitzen und beim Essen laute Musik hören. Da springen wir noch mal rein.

Yeak Laom Lake
Am Vorabend haben wir uns über eine Trekking-Tour informiert, die in einem Hostel angeboten wird. Eine Übernachtung im Dschungel, bißchen durch den Urwald laufen, Wasserfall gucken, Übernachtung im Dorf und so weiter. Der Ablauf wird so professionell und geschult vorgetragen, dass mir Zweifel kommen, ob wir das richtige machen. In den Reiseführern wird empfohlen, nur mit Rangern aus dem Nationalpark zu gehen, weil die anderen Gruppen nur den Rand des Parks streifen, diese Touren sind aber etwa doppelt so teuer. Tagsüber waren wir schon in dem kleinen Parkverwaltungsbüro des Virachey-Nationalparks, aber dort konnte man kaum englisch und uns auch nicht erklären, was den Unterschied der Touren ausmacht und warum die einen das Doppelte kosten.

Am nächsten Tag kommt beim Backpacker ohnehin keine Tour zustande und ich finde die Idee, einfach gar nicht trekken zu gehen plötzlich genial. Wir beschließen, am nächsten Tag erst mal einen Roller zu mieten und uns in der Umgebung umzusehen und danach weiter zu entscheiden.
Nach dem Frühstück mieten wir ein Moto im Hotel, an dem der Tacho und die Tankanzeige kaputt sind und das auch schon rechtschaffend klappert. Wir fühlen uns kambodschanisch, denn hier fahren Motorräder, die bei uns schon vor 30 Jahren aus dem Verkehr gezogen worden wären und fahren los. Björn ist außerdem mit den Farben schwarz-gelb sehr zufrieden.
Wir fahren Richtung Norden und verlassen nach kurzer Zeit die asphaltierte Straße, um in das Dorf Voen Sai zu gelangen, da soll es schön sein. Schon auf dem Hinweg werden wir ordentlich zugestaubt, zusammmen mit dem permanenten Schweißfilm auf der Haut wird es eine ordentliche Pampe. Wenn wir von einem Laster überholt werden, kann man kurze Zeit gar nix mehr sehen und wenn Björn nicht fahren würde, müssten wir mit meinen Kontaktlinsen schon abbrechen.

dreckig, aber noch zuversichtlich
So tuckern wir etwa 50 km weiter und halten dann in dem Dörfchen, in dem wir dank einer chinesischen Hochzeitsgesellschaft, die gerade mit dem Floß übergesetzt ist nicht die Attraktion des Tages sind. Das Paar hat ein gerahmtes Foto von sich dabei, das in DIN A 2 zeigt, wie toll man Aknenarben mit Photoshop wegretuschieren kann.

chinesisch-kambodschanische Braut
Nach einer Stärkung mit gebratenen Bananen und zu warmer Kokosmilch schauen wir uns noch ein bißchen um und brechen dann den Rückweg an.
Die Straße scheint noch staubiger geworden zu sein, wir passieren vertrocknete Reisfelder, magere Rindviecher und viele Wasserbüffel, die an den letzten Schlammlöchern rumhängen.

endlose Staubstraße
Björn hat sich schon an den kurzen Blindflug nach dem Überholen von Autos gewöhnt: Visier runter, Luft anhalten und langsam weiterfahren. Wir verstehen, warum die Einheimischen auch bei größter Hitze stets in voller Montur fahren und sogar Socken tragen: der Staub kriecht in alle Ritzen und Löcher.
Nach einigen Kilometern merken wir, dass das Moto nicht mehr richtig zieht und uns beiden dicken Europäer kaum noch die Hügel rauffährt. Ich bete verstaubt, dass wir nicht liegenbleiben und schiebe gedanklich von hinten an. Zum Glück schaffen wir es noch bis zum asphaltierten Teil der Straße, bis wir tatsächlich den Berg nicht mehr raufkommen und ich absteige. Nach ein bißchen schieben und einem Nach-Tankversuch eiern wir noch so gerade bis zum Hotel. Wir sehen aus wie die Schweine: Björn ist von oben bis unten mit rotem Staub bedeckt, trotz Helm ist das Gesicht komplett verschmiert und der Bart ist voll mit Staub, bei mir geht es noch. Eigentlich wollten wir direkt zu einem Wasserfall in der Nähe fahren und uns dort sauberwaschen, aber wir sind froh, dass wir es überhaupt zurück geschafft haben. Ich spreche mit dem Vermieter des Klapperdings und er lässt es tatsächlich reparieren, damit wir noch zum Waterfall kommen. Währenddesssen schrubben wir uns unter der Dusche und es fängt an zu regnen. Nachdem wir die Kiste recht zügig zurückbekommen haben, fahren wir los, um nach ungefähr einem Kilometer wieder liegen zu bleiben: diesmal hatte die Werkstatt netterweise unseren Tank leergepumpt, dessen reichliche Füllung ich noch mit dem Vermieter überprüft hatte. Entnervt rollen wir zu einer Tankstelle, investieren noch einen Dollar und fahren ins Hotel. Der Vermieter kann plötzlich nicht mehr so gut englisch.
Nachdem Björn den halben Tag auf der Staubstrasse durch den Dschungel gefahren ist, will er doch noch unbedingt trekken. Ich hab mich schon entschieden und will gar nicht mehr. Er versucht sein Glück noch mal bei dem Backpacker, aber nachdem am nächsten Tag wieder keine Tour zustande kommt, entscheiden wir uns zur Weiterreise nach Laos am nächsten Tag. Am besten staubfrei.

2 Kommentare:

  1. Hallo,viele Grüsse nach Asien! Hier ist es weiterhin europäisch-winterlich kuehl, aber trocken. Ihr erlebt ja doch ganz anderes Wetter. Alles, was Du schreibst, liebe Julia, klingt wirklich verlockend. Ich find`s gut und druecke Euch alle Daumen fuer weitere tolle Eindruecke! LG Harald

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    1. Hey Ihr Weltreisenden,

      habe gerade mit Krupa zusammen und mit Spannung Euer Logbuch gelesen und weir hatten richtig spass dabei. Werden Eure Reise weiter verfolgen. Kann mir viele der Dinge und Situationen die Du beschreibst nach unserem India Trip bestens vorstellen. Zum Beispiel Moped fahren in fremden landen...

      Die Bilder von Kambodscha sind echt der Hammer.
      Ich hab gerade die erste von 7 Nächten hinter mir und kann Euch sagen die deichkinder haben recht - Arbeit nervt. Also geniesst Eure, wenn auch teilweise strapaziöse Reise, der Weg ist das Ziel.
      VLG,Frupa

      PS: Vielleicht schafft ihr es ja am 17.03. mal auf nen bierchen vorbei zu kommen - anlässlich birthday ;-)

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