Mittwoch, 11. April 2012

Vangvieng

Vangvieng gilt als der Partyort in Laos schlechthin, so dass wir Ballermann-ähnliche Zustände erwartet hatten, als wir endlich ankamen. Aber zunächst erschien uns alles ruhig, es war so ca. 17 Uhr. Wir haben uns eine Bleibe gesucht und haben das bisher beste Zimmer für sehr kleines Geld bezogen: ein Fenster zur Hauswand, eine absolut nicht schließende Klotür, eine Glas-Zimmertür ohne Schloss. Immerhin haben wir einen Vorhang vor die Glastür bekommen, der aber erstmal besorgt werden musste. Außerdem hatten wir eine Rotlicht-Lampe, die gut mit den grün gestrichenen Wänden harmonierte (dimmbar!) und drei Poster: zwei Babys in Windeln mit Hut, zwei süße Hündchen und ein Paar in Unterwäche in verfänglicher Pose, darunter der Schriftzug Get Well Soon. Im Reiseführer stand, dass man die ganze Nacht das Gedröhne der Partymeute hören würde, aber in der ersten Nacht haben wir nur die megalaute Musik der laotischen Hochzeit gehört, die auf der anderen Straßenseite gefeiert wurde. Ein paar halbnackte Besoffene sind uns dann aber schon auf der Straße begegnet und wir hatten eine erste Ahnung..

einfach geschmackvoll
 Aber verstanden haben wir es erst am nächsten Tag. Nach einem gemächlichen Start sind wir auch zum "Tubing", für das man mit einem aufgeblasenen LKW-Schlauch im Songtheo 3,5 km den Tam Xong raufgefahren und da abgeladen wird. Dann wird plötzlich alles klar: am Flußufer reihen sich Bars mit Uffta-Uffta-Musik aneinander, beim Betreten der ersten Location  gibt es den Begrüßungs-Schnaps umsonst und danach wird aus Buckets (Eimern) getrunken. Die meisten sind zwischen 20 und 25, wenig bekleidet, von oben bis unten mit Edding und Spühfarbe angemalt und zehn Animateure bespaßen die Meute mit Saufspielchen und Gruppentanzen. Ich fühle mich sehr alt und wir bestellen erstmal Bier.

Start Tubing

Wir sitzen also staunend ein bißchen am Spielfeldrand und ich frage mich, ob das damals in Spanien auch immer so abgegangen ist (kann sich noch jemand erinnern?). Björn bestellt gruppenanpassungsmäßig im Anschluß ans Bier ein Bucket und ich tue so, als würde ich mittrinken (er merkt´s aber ;).

Wir geben uns Mühe.. ;)
 Nach einer ganzen Weile fangen wir endlich mal mit dem eigenlichen Tuben an, das heißt wir hängen uns in unsere Schläuche und lassen uns den Fluß heruntertreiben. Ungefähr 50 m, denn dann werden wir wie die lahmen Enten am herübergeworfenen Seil in die nächste Bar abgeschleppt. Dort werden wir aufgefordert, unsere kompletten Klamotten zu tauschen und die Animateurin möchte mit ihren Knien im Handstand meine Sonnenbrille abnehmen, Björn soll zusehen. Ich kapier nix.
Wir probieren zum ersten Mal die Gerätschaften aus, mit denen man sich hier in Wasser stürzen kann: überall gibt es Holzkonstruktionen, an denen Seile, Trapeze oder ähnliches befestigt sind, man hängt sich dran und lässt über dem Wasser los.

da war das Ohr noch ganz

Eigentlich ganz witzig, wenn Björn und ich es nicht geschafft hätten, uns beide das Trommelfell zu reißen, er rechts, ich links. Am nächten Tag haben wir beide Spaß mit Hörminderung, Otorrhoe und Ohrenschmerzen. Bei mir gesellt sich noch ein hübsches Ohrgeräusch dazu. Weil ich so was in Kapstadt schon mal hatte, bin ich überzeugt, dass es am nächsten Tag weg ist, aber dem ist leider nicht so.
Wir schaffen es noch ungefähr zwei Bars weiter, dann müssen wir nach einem knappen Drittel der Strecke aussteigen und mit dem Tuk-Tuk zurück in die Stadt, denn wir würden es nicht mehr im Hellen schaffen.

Mud Volleyball - ist das ein Sport?
Am nächten Tag mieten wir ein Moto, um ein wenig in der Gegend herumzufahren, denn die Karstlandschaft mit den wahnsinnigen Bergen sieht einfach toll aus. Gleich an der ersten Höhle steigen wir ab und klettern ein ordentliches Stück, oben sind wir völlig verschwitzt. Die Höhle ist schön, aber der Aufstieg war ganz schön beschwerlich.
Höhle mit unbekanntem Namen
 Über die üble Schotterpiste kommen wir kaum schneller als zu Fuß voran. Auch diesmal schaffen wir die geplante Runde nicht, aber das macht nix. Wir erreichen eine blue lagoon, die nicht mehr als ein hübsches Wasserloch ist und fragen uns, ob das wirklich die viel gepriesene Lagune sein soll. Später finden wir aber noch die "richtige" Blue Lagoon und bleiben auch sehr lange in der tiefen Höhle, die dazugehört. Ohne Lampe wären wir hier total aufgeschmissen. Im vorderen Höhlenbereich gibt es einen liegenden Buddha, der im hereinscheinenden Licht toll aussieht, hinten wird es stockfinster.

Buddha in der Tham Pou Kham (Goldkrabbenhöhle)
Wassertröpfchen an der Decke der Höhle sehen im Licht der Taschenlampe aus wie Diamanten
Inzwischen sind wir aus unserem grünen Luxuszimmer in einen schönen Bugalow auf der anderen Seite des Flußes umgezogen, auf die man über eine wackelige Bambusbrücke kommt. Hier haben wir ein Fußballfeldgroßen Rasenplatz vor der Tür und Ausblick auf die Karstberge. Björn fühlt sich hier so wohl, dass er gerne noch einen Tag bleiben möchte.
Am nächsten Morgen stehe ich mal ein bißchen früher auf, Björn ist wie immer schon um sieben oder so wach. Wir laufen zu einem kleinen Berg hinter unserem Bugalow und wollen um 8 Uhr draufklettern. Aber: Lao-time vergessen. Um halb neun kommt ein Opi, schleicht ein bißchen herum und holt dann den unter Blättern versteckten Schlüssel hervor, um das Tor aufzuschließen. 10.000 Kip und ein bißchen Gekletter später werden wir mit einen fantastischen Blick über die Berge und die Ebene belohnt, wir sind ganz alleine oben und haben die Morgenruhe für uns. Die Berge sind wie in den letzen beiden Tagen unter einem nebligen Dunst verborgen, so dass man sie nicht so richtig klar sehen kann.

Wahnsinnsaussicht!
Später gehen wir noch mal Tuben, aber mit nur zwei Bier und Cola für mich. Wir müssen uns ganz schön abstrampeln, um bis 18 Uhr wieder im Ort zu sein, danach muss man für die Schläuche Aufpreis zahlen. Mit Flipflops als Paddel schaffen wir es so gerade in 3 Stunden, die 3,5 km auf dem lahmen Strom (Trockenzeit) zurückzulegen. Ich werde morgen Muskelkater haben!
Abends gehen wir noch mal Essen (wie jeden Tag) und bemühen uns, ein Restaurant zu finden, in dem weder Friends noch Family Guy in der Endlosschleife laufen. Ein Haufen Leute sitzt in etlichen Bars wie erstarrt vor den Bildschirmen und guckt sich diesen Mist an, die Folgen müssen uralt sein, denn Jennifer Aniston sieht aus wie 25.
Nach diesen ganz gemütlichen Tagen in der laotischen Partyhochburg machen wir uns auf nach Luang Prabang. Im Bus haben wir uns mit einem Mädel unterhalten, die im Bungalow beklaut wurde und mit ihren Bekanntschaften im Krankenhaus war wegen kaputter Gelenke und ähnlichem. Angeblich sterben jedes Jahr eine Menge Touristen beim Tubing, wir sind also mit unserem Ohrproblem noch ganz gut weggekommen. Trotzdem machen wir uns sorgen, dass die Ohren wieder werden, denn wir wollen ja auch noch Tauchen!

Vientiane

Vientiane ist die Hauptstadt von Laos und kann mit seinen 450.000 Einwohnern immer noch so gemächlich sein wie der Rest des Landes. Auch hier passiert alles in Lao-time, eben irgendwann bald, nur keine Hetze.

Nach ein bißchen Erholung im Hostel sind wir mit dem Fahrrad los und haben zum ersten Mal mit mir als Fährtenführer eine kleine Rundfahrt gemacht. Natrürlich haben wir uns mindestens drei Mal verfahren, aber da die Stadt recht überschaubar ist, war es für Björn kein Problem, uns wieder nach Hause zu führen.
Wir haben Vat Sisaket besichtigt, waren danach auf dem Talat Sao (Morgenmarkt) und dem Talat Khoudadin, auf dem wir Noodle-Soup gefrühstückt haben.

Dann sind wir weitergeradelt zum Patuxai (Siegestor), einer Art laotischer Triumphbogen, den die Laoten angeblich aus dem Zement gebaut haben, der von den USA für eine neue Landebahn bereitgestellt wurde.

Patuxai
 Danach waren wir im Nationalmuseum, das eine geschichtliche Übersicht gibt, wenn man genug Muße hat, sich alles anzugucken und durchzulesen.

Die Stadt fand ich klasse: sehr ruhig, der Verkehr übersichtlich, überall Cafés, französische Bäcker und Märkte und Klamottenläden, alle sind ganz entspannt. Wir waren ausführlich shoppen, haben allerlei Backwaren und Eis gegessen. Abends waren wir beim Belgier (Fritten!) und haben uns danach im beliebtesten Restaurant der Stadt eine Flasche Laolao (laotischer Reisschnaps) bestellt und wollten den mit Softdrinks gemixt genießen. Leider hab ich das Zeug kaum runterbekommen, so dass Björn den größten Teil vertilgen musste. Die Einheimischen hat´s gut amüsiert, denn man trinkt das wohl pur. Die umgebenden Tische hatten jedenfalls was zu tuscheln, die bescheuerten Ausländer wieder! Der Kellner hat uns außerdem erklärt, dass es viel besser schmeckt, wenn man den Selbstgebrannten statt der Fabrikware trinkt.

Hier trinkt man eben eher Beerlao aus dem Eiskühler als Laolao mit Softdrinks

Im Laden gab es Live-Musik und uns hat die Sängerin mit ihrer tollen Soul-Stimme und ihrem Auftreten begeistert. Nach Ende des Konzertes haben wir kurz mit ihr gesprochen, da war sie überraschenderweise wieder eine schüchterne laotische Frau und nicht mehr die Rockröhre.
Am nächsten Tag sind wir mit den Rädern noch zum Nationalsymbol Laos´ gefahren, zum That Luang und haben uns etwas enttäuscht umgesehen. Leider konnte man nur die erste untere Ebene betreten. Aber die beiden Vats direkt daneben waren sehr schön zu besichtigen. Vor der Stupa konnte man wie so oft eingefangene Spatzen (so sehen sie aus) kaufen und dann freilassen. Damit kann man wohl sein Karma verbessern..

Spatzenverkäuferinnen
That Luang
 Das Abendessen haben wir zu meiner absoluten Begeisterung deutsch gestaltet, weil wir einen Supermarkt gefunden hatten, den dem es alles gab: Also mit Wurst, Käse, Kräuterbutter und einer Tüte Bagels an den Mekong. Den haben wir leider kaum gesehen, weil der Wasserstand so niedrig ist, dass man von der Promenade aus ca. 500 m bis zum Ufer laufen müsste. Na ja, das passiert uns beim Rhein nie, was?

Ich guck zwar nicht so, aber ich freu mich wie Bolle auf das Picknick!
 Trotzdem spielt sich abends das Leben an der Uferstraße ab: es gibt wie in Phnom Penh Aerobic-Kurse (diesmal richtig sportlich), Kind und Kegel sind unterwegs und kaufen Süßigkeiten, schlendern über den Markt mit Textilien, bemalen Ton-Spardosen oder essen zusammen.

Am nächsten Morgen ging´s schon wieder weiter. Leider haben wir unser Hostelzimmer doppelt bezahlt, weil wir uns nicht mehr 100%ig erinnern konnten, ob wir schon bezahlt hatten und das dann lieber nachgeholt haben (bevor wir noch die Zeche prellen). Nachdem uns klar wurde, dass wir doch schon bezahlt hatten, haben wir das Geld natürlich nicht wiedergesehen. Ein bißchen Lehrgeld müssen wir dann doch ab und zu zahlen.
Wir sind dann in den Bus gestiegen und glaubten, in 3 Stunden doch wohl die 150 km bis Vangvieng schaffen zu können, aber denkste. Der Bus war leider überbucht und wir haben ewig gebraucht, bis wir die letzten Touris eingeladen hatten, von denen zwei auf Plastikstühlen im Mittelgang Platz nehmen durften. Danach endlich los: auf die Buckelpiste, die 30 m asphaltiert war, um dann für 30 m wieder aus Schotter zu bestehen, dazwischen Schlaglöcher. Nach 6 Stunden waren wir in Vangvieng, geschüttelt und nicht gerührt.



Bus überbucht und Upgrade nicht möglich




Donnerstag, 8. März 2012

Pakxe

Mit dem Songtheo (das sind kleine Laster mit zwei Sitzflächen hinten drauf) sind wir aus "unserem Dorf" Ban Khiet Ngong die ungefähr 50 km bis nach Pakxe gefahren. Auf dem Weg mit dem Tuk-Tuk bis zum Hostel sind wir plötzlich Taka wieder begegnet und haben uns für später verabredet.

Auch Taka liebt Beerlao
Nachdem wir uns ein bißchen umgesehen haben, waren wir abends zusammen beim Inder essen, das war superlecker.
Am nächsten Tag haben wir uns etwas spät ein Moto geliehen, diesmal mit Fuß-Schaltung. Nach ein paar Proberunden und Frühstück am Wegesrand sind wir dann endlich und viel zu spät los auf´s Bolavenplateau. Das ist eine Hochebene, auf der wegen des geeigneten Klimas viel Kaffee angebaut wird. Eigentlich wollten wir eine Rundtour von 90 km machen, aber wir sind gleich am ersten Wasserfall etwas länger hängengeblieben.

E-TU Waterfall
 Es war wunderschön dort, man konnte unten im Pool schwimmen und ich bin auf die Felsen unter dem Wasserfall geklettert und hab mich wie ein Eroberer gefühlt. Danach sind wir nach oben gelaufen, um direkt vom oberen Ende des Flusses nach unten zu gucken, sowas kann man wohl auch nur hier machen. Für Europa viiiel zu gefährlich.

Mein Wasserfall
Nach einem weiteren, auch ganz schönen Wasserfall sind wir in Paksong angekommen und haben da ausgerechnet bei einem Holländer und seiner laotischen Frau ein Käffchen getrunken.

Laotisch-holländische Mischung
Dann hat es richtig kräftig angefangen zu regnen und wir haben feststellen müssen, dass es schon Zeit zum Umdrehen ist, wenn wir noch im Hellen ankommen wollen. Wegen der Höhe und des Regens war es richtig richtig kalt auf dem Moped und wir beiden haben wohl das erste Mal in den letzten Wochen ordentlich gefrohren. Je tiefer wir kamen, desto wärmer wurde es und in Pakxe waren wir schon wieder trocken und gut erwärmt.
Nach einer letzten Dusche im Hostel haben wir dann den Sleeperbus nach Vientiane bestiegen. Wir hatten uns ein paar Sitze vorgestellt, die man weit nach hinten lehnen kann, aber wir hatten quasi ein Doppelbett (mit Futon-Matratze) und sogar Björn konnte sich ganz ausstrecken. Nach der Abfahrt wurde das Licht ausgemacht, Bonbons verteilt und dann war Schicht im Schacht. Um 20h schon Schlafenszeit, das Licht ging auch nicht mehr an und wir sind ohne Stop bis nach Vientiane durchgebrettert, wo wir um 6h morgens ankamen. Ich sehr gut erholt, Björns Rücken fand die Fahrt nicht ganz so entspannt. An Zentrallaos sind wir also leider einfach mal vorbeigefahren.

Don Det

Der Don Det Beitrag kommt als Nachtrag, weil Björn natürlich pünktlich zu Mamas Geburtstag etwas posten wollte, und wir da nun mal schon in Ban Khiet Ngong waren.
Vorher... hatten wir von Banlung aus ein Busticket inklusive Fähre bis nach Don Det in Laos gebucht und wir kamen auch recht zügig an. Zunächst fuhren wir in einem guten Minibus bis nach Stung Treng und warteten dann dort auf den angeblichen big bus, der dann wieder ein Minibus war und uns bis zur Grenze fuhr. Da mussten wir wieder raus aus dem Bus, mit Gepäck durch 50 Meter Niemandsland laufen und dann an einem Häuschen auf unser Visum warten. Wir diskutierten mit den Mitreisenden, warum die Amis am meisten für das Visum zahlen müssen und ob Kanadier wirklich reicher sind als Deutsche und deshalb mehr zahlen.

Grenzübergang Kambodscha - Laos
Im Bus trafen wir Taka wieder, einen Japaner mit dem wir zufällig in Banlung am Tisch saßen und der uns nach seinem Essen mit dem Satz: "schmeckt scheiße" überrascht hatte. Darüber kamen wir ins Gespräch und haben die japanische Atompolitik genauso wie den europäischen Fußball besprochen (Fußball geht immer und Björn gestand seine Liebe zu Shinji Kagawa). Taka ist ein Travel-Experte, war natürlich auch schon in Deutschland unterwegs und hat sich die wichtigsten Sätze gemerkt. Er hat seinen Geburtstag am Vortag im Bus verbracht und ist mit einem 20 Liter-Rucksack unterwegs, hat außerdem offensichtlich ein Näschen für die billigste Unterkunft und das billigste Essen. Vor 15 Jahren war er mal 4 Jahre auf Reisen, das hat uns schon sehr beeindruckt.

Nach den üblichen zwei Dollar "Stempelgebühr" wurden wir netterweise ins Land gelassen und fuhren später weiter mit dem Longboat, das uns geradewegs am Strand von Don Det rausließ. Dort wartete zum ersten Mal niemand auf uns und wir mussten uns doch glatt zu Fuß eine Unterkunft suchen. Wir haben Glück und sind am nördlichen Ende des Westufers in einen Bambusbungalow mit zwei Hängematten und einem unglaublich schönen Sonnenuntergang vor der Haustür eingezogen. Vor uns liegt ein Arm des Mekong, darin sind verstreut kleine Inselchen und wir wissen jetzt, warum die Gegend Si Phan Don genannt wird, Viertausend Inseln. Zur Abkühlung sind wir eine Runde in den Mekong gesprungen und haben danach einen traumhaften Sonnenuntergang über dem Fluß genossen. Und kein bißchen Staub!

Sonnenuntergang von unserem Bugalow aus
Taka haben wir zunächst aus den Augen verloren, aber nicht für lange!
In der ersten Nacht haben uns um 3 Uhr die 5 Kampfhähne geweckt, die direkt hinter unserem Bugalow auf ihren nächsten Kampf warteten. Es wird sich mit Gekrähe in schöner Regelmäßigkeit bis nach Sonnenuntergang abgewechselt, einer findet sich krähiger als der andere und wenn sie könnten, würden sie sich mit den Fäusten auf der Brust rumtrommeln. Ich überlegte, den Viechern mit Ducktape die Schnäbel zuzukleben oder ihnen alternativ den Hals umzudrehen. Das ändert sich auch in den weiteren Nächten nicht, Doppelohropax und Kissen drauf haben auch nichts geholfen. Das Dorfleben hat viele schöne Seiten, aber Hähne gehören nicht dazu, solange kein Wasser rauskommt!
Wir haben Kersti und Boernie kennengelernt, die seit zwei Jahren unterwegs sind, davon 16 Monate in Lateinamerika. Beide haben uns mit Geschichten und Tipps versorgt, die unbezahlbar sind und haben ihren Whiskey mit uns am Strand geteilt, gibt es was Besseres?

Coole Ü-30-Party am Strand von Don Det
Zum Glück sind die beiden nach unserer ersten Nacht neben uns eingezogen, das war einfach super. Björn hatte auch endich wieder jemanden, mit dem er über Fußball reden konnte und der genauso viel Bier trinkt, es lebe Beerlao! Und Schnitzelessen bei Mama Leuah hat mit den beiden einfach doppelt gefunzt!

 Schnitzeltag!
Danke für Eure Hilfe und den Tipp mit Ban Khiet Ngong, sonst wären wir da nie hingefahren!

Einen Abend sind wir zum Fischen rausgefahren, der Name des Laoten war leider für uns unaussprechlich, aber er hat uns gezeigt, wie man mit dem Netz fischen geht. Das machen hier alle und man sieht es jeden Tag wenn man an einem Fluß ist: man steht im Wasser und wirft ein rundes Netz mit kleinen Gewichten aus, das dann langsam wieder eingezogen wird und hoffentlich ein paar kleine Fische gefangen hat.

Auswurf-Versuch
Ich hab´s oft geübt und am Ende haben wir zusammen mit unserem Fischer so 20 kleine Fischchen gefangen, die wir nachher deep-fried aufgegessen haben. Ich fand´s einfach großartig und könnte das jeden Abend machen. Vielleicht gebe ich das Arztsein auf und werde Fischerin. Allerdings werde ich wohl schon in den ersten Monaten verhungern, mal sehen..

Davon wird man zwar nur kurz satt, ich war trotzdem sehr stolz
Die übrige Zeit haben wir in der Hängematte rumgelungert, sind mit dem Rad zu Wasserfällen gefahren, waren schwimmen und haben Coconut-Shakes und Bier getrunken und die unvergesslichen Sonnenuntergänge genossen. Ich hätte gut noch eine Weile bleiben können.
Nach ein paar Tagen sind wir dann weiter zum Elephantenreiten, aber das wisst ihr ja schon!

Mittwoch, 29. Februar 2012

Ban Khiet Ngong - Laos

Zur Feier des Tages schreibe ich, denn heute hat der liebste Mensch in meinem Leben Geburtstag: meine Mama!



Ich wünsche Dir alles Gute und eine schöne Geburtstagsfeier! Solltest Du vorhaben, Deine Volljährigkeit auszuleben und mit dem Auto zum Pfannekuchenhaus fahren zu wollen, überlasse das Steuer den steilen Berg hinauf lieber einem erfahrenene Fahrer ;-).


In den letzten Tagen waren wir in Ban Khiet Ngong, einem verschlafenen Nest im Nirgendwo zwischen Pakse und den viertausen Inseln. Hier leben seit Jahrhunderten Elefantenen als Nutz- und Arbeitstiere. Der WWF hat diese Kommune aufgrund der besonders harmonischen und partnerschaftlichen Beziehung zwischen Mensch und Tier ausgezeichnet.

Die Anreise war schon ein Erlebnis für sich, denn nachdem uns der "Linienbus" auf einer Kreuzung (bei Km 48) rausgelassen hatte, standen wir zunächst etwas verlassen in der Gegend rum.. Nach einer ziemlich langen Stunde konnten wir schliesslich einen Transport mittels Pick-up organisieren. Das wiederum fand der kleine Sohn des Fahrers gar nicht lustig und verpasste mir erst mal einen Kinnhaken (locker bleiben: och ne watt ist der süss..).

Im Dorf angekommen verbrachten wir die erste Nacht in einer Lodge, die direkt an die Wetlands grenzte, auf die die Elefanten abends zum grasen, mit Matsche spielen und schlafen gebracht werden. Von unserem Balkon aus konnten wir dem Treiben in der Dämmerung zusehen und dem freudigen Tröhröh lauschen. Beseelt und hungrig sind wir am Abend in das Dorfzentrum spaziert und haben dort Toui und seine frisch angetraute Frau Nang getroffen. Die beiden betreiben ein Restaurant neben dem lokalen Elefantensammelplatz. Wir kamen ins Gespräch, probierten uns an laotischen Spezialitäten (Lap Chicken und Curry mit sticky rice) und vereinbarten eine Elefantentour für den nächsten Tag. Ausserdem bot uns Toui an, die nächste Nacht als homestay bei seiner Schwiegerfamilie zu verbringen. Nach kurzer Überlegung sagten wir spontan zu.

Gesagt getan, am nächsten Morgen machten wir uns mit all unserer Habe in Richtung Dorfplatz auf und schlossen dort nähere Bekanntschaft mit den Elefanten. Nach kurzem Kennenlernen und etwas wackligem Aufsitzen wurden wir von der sanftmütigen und schon etwas betagten 50jährigen Elefantendame Khun einen steilen Berg hinauf zum Tempel Phau Asa getragen, bzw. geschüttelt (runter ist am Schlimmsten). Irgendwie tat uns die Elefantenkuh Leid nachdem wir bemerkten, dass, obwohl der Mahut abgestiegen war, wir von anderen Elefanten überholt wurden. Nach dem Ritt verabschiedeten wir uns von Khun mit einer ordentlichen Bananenstaude.

Julia und Khun

Nach der Tour zogen wir mit Sack und Pack in das Haus von Touis Familie. Nach Einweisung in das lokale Strom- und Wasserversorgungsnetz fertigte Toui (gesprochen TUI) einen selbstgemalten Stadtplan an, nach dem Julia und ich den verbleibenden Tag das Dorfleben erkundeten. Auf unserem Spaziergang wurden wir von einigen Einwohnern zunächst erstaunt angeschaut, final dann aber fast immer mit einem fröhlichen Sabbai dii (Hallo) begrüsst. Wir kamen aus dem Staunen kaum raus als wir die ersten Elefanten abseits der Touristenpfade in den Vorgärten der Besitzer erblickten. Selbst neben dem Bolzplatz der Schule graste einer der Riesen, was ausser uns niemand zu bemerken schien.


Schulsport mit Zaungast

Zum Essen waren wir mit Toui verabredet und aßen zusammen mit der Familie, Freunden und einigen Mahuts Entenblut mit einem Hauch von Ente, selbstgemachte Chillisauce (very spicy) mit Sticky rice und nagten an den uns angebotenen Knochen mit Fleischanteilen. Zur Beruhigung der Geschmacksknospen nippten wir eifrig am bereitgestellten Bier (Beer Lao), Wasser und rohem Gemüse (bislang alles roger). Nicht unbedingt nachhaltig aber sehr interessant. Nach einer kurzen Nacht, um 2 Uhr wurde der Beginn eines buddistischen Festes mit Trommeln eingeläutet, verabschiedeten wir uns von Toui & Nang und den Elefanten.


Toui und Familie


Freitag, 24. Februar 2012

Banlung

Banlung liegt in der Provinz Rattanakiri im Nordosten von Kambodscha. Wir reisen eigentlich dorthin, um Trekking zu machen und uns etwas in der noch relativ unberührten Natur des Virachey-Nationalparks umzugucken. Nach unserer Ankunft haben wir direkt an einem schönen See eingecheckt und können aus unserem Fenster wunderschön den Sonnenaufgang darüber bewundern. Am nächsten Tag wollten wir uns ein bißchen umsehen und mieten zwei Fahrräder. Wir fahren durch das kleine Zentrum, das wieder aus einem typischen kleinen Markt und Garküchen auf der Straße besteht und danach zum Yeak Laom See, der etwa 5 km außerhalb des Banlunger Stadtzentrums liegt. Leider ist es wieder mal sehr heiß und die Straße sehr staubig, als wir endlich da sind, hüpfen wir in den kühlen Kratersee. Nach dieser super Abkühlung fühlen wir uns stark genug, einmal drumherum zu laufen, immerhin drei Kilometer oder so. Dabei finden wir einen noch viel schöneren Platz als den bei der Ankunft, wo viele Einheimische sitzen und beim Essen laute Musik hören. Da springen wir noch mal rein.

Yeak Laom Lake
Am Vorabend haben wir uns über eine Trekking-Tour informiert, die in einem Hostel angeboten wird. Eine Übernachtung im Dschungel, bißchen durch den Urwald laufen, Wasserfall gucken, Übernachtung im Dorf und so weiter. Der Ablauf wird so professionell und geschult vorgetragen, dass mir Zweifel kommen, ob wir das richtige machen. In den Reiseführern wird empfohlen, nur mit Rangern aus dem Nationalpark zu gehen, weil die anderen Gruppen nur den Rand des Parks streifen, diese Touren sind aber etwa doppelt so teuer. Tagsüber waren wir schon in dem kleinen Parkverwaltungsbüro des Virachey-Nationalparks, aber dort konnte man kaum englisch und uns auch nicht erklären, was den Unterschied der Touren ausmacht und warum die einen das Doppelte kosten.

Am nächsten Tag kommt beim Backpacker ohnehin keine Tour zustande und ich finde die Idee, einfach gar nicht trekken zu gehen plötzlich genial. Wir beschließen, am nächsten Tag erst mal einen Roller zu mieten und uns in der Umgebung umzusehen und danach weiter zu entscheiden.
Nach dem Frühstück mieten wir ein Moto im Hotel, an dem der Tacho und die Tankanzeige kaputt sind und das auch schon rechtschaffend klappert. Wir fühlen uns kambodschanisch, denn hier fahren Motorräder, die bei uns schon vor 30 Jahren aus dem Verkehr gezogen worden wären und fahren los. Björn ist außerdem mit den Farben schwarz-gelb sehr zufrieden.
Wir fahren Richtung Norden und verlassen nach kurzer Zeit die asphaltierte Straße, um in das Dorf Voen Sai zu gelangen, da soll es schön sein. Schon auf dem Hinweg werden wir ordentlich zugestaubt, zusammmen mit dem permanenten Schweißfilm auf der Haut wird es eine ordentliche Pampe. Wenn wir von einem Laster überholt werden, kann man kurze Zeit gar nix mehr sehen und wenn Björn nicht fahren würde, müssten wir mit meinen Kontaktlinsen schon abbrechen.

dreckig, aber noch zuversichtlich
So tuckern wir etwa 50 km weiter und halten dann in dem Dörfchen, in dem wir dank einer chinesischen Hochzeitsgesellschaft, die gerade mit dem Floß übergesetzt ist nicht die Attraktion des Tages sind. Das Paar hat ein gerahmtes Foto von sich dabei, das in DIN A 2 zeigt, wie toll man Aknenarben mit Photoshop wegretuschieren kann.

chinesisch-kambodschanische Braut
Nach einer Stärkung mit gebratenen Bananen und zu warmer Kokosmilch schauen wir uns noch ein bißchen um und brechen dann den Rückweg an.
Die Straße scheint noch staubiger geworden zu sein, wir passieren vertrocknete Reisfelder, magere Rindviecher und viele Wasserbüffel, die an den letzten Schlammlöchern rumhängen.

endlose Staubstraße
Björn hat sich schon an den kurzen Blindflug nach dem Überholen von Autos gewöhnt: Visier runter, Luft anhalten und langsam weiterfahren. Wir verstehen, warum die Einheimischen auch bei größter Hitze stets in voller Montur fahren und sogar Socken tragen: der Staub kriecht in alle Ritzen und Löcher.
Nach einigen Kilometern merken wir, dass das Moto nicht mehr richtig zieht und uns beiden dicken Europäer kaum noch die Hügel rauffährt. Ich bete verstaubt, dass wir nicht liegenbleiben und schiebe gedanklich von hinten an. Zum Glück schaffen wir es noch bis zum asphaltierten Teil der Straße, bis wir tatsächlich den Berg nicht mehr raufkommen und ich absteige. Nach ein bißchen schieben und einem Nach-Tankversuch eiern wir noch so gerade bis zum Hotel. Wir sehen aus wie die Schweine: Björn ist von oben bis unten mit rotem Staub bedeckt, trotz Helm ist das Gesicht komplett verschmiert und der Bart ist voll mit Staub, bei mir geht es noch. Eigentlich wollten wir direkt zu einem Wasserfall in der Nähe fahren und uns dort sauberwaschen, aber wir sind froh, dass wir es überhaupt zurück geschafft haben. Ich spreche mit dem Vermieter des Klapperdings und er lässt es tatsächlich reparieren, damit wir noch zum Waterfall kommen. Währenddesssen schrubben wir uns unter der Dusche und es fängt an zu regnen. Nachdem wir die Kiste recht zügig zurückbekommen haben, fahren wir los, um nach ungefähr einem Kilometer wieder liegen zu bleiben: diesmal hatte die Werkstatt netterweise unseren Tank leergepumpt, dessen reichliche Füllung ich noch mit dem Vermieter überprüft hatte. Entnervt rollen wir zu einer Tankstelle, investieren noch einen Dollar und fahren ins Hotel. Der Vermieter kann plötzlich nicht mehr so gut englisch.
Nachdem Björn den halben Tag auf der Staubstrasse durch den Dschungel gefahren ist, will er doch noch unbedingt trekken. Ich hab mich schon entschieden und will gar nicht mehr. Er versucht sein Glück noch mal bei dem Backpacker, aber nachdem am nächsten Tag wieder keine Tour zustande kommt, entscheiden wir uns zur Weiterreise nach Laos am nächsten Tag. Am besten staubfrei.

Kratie

Wir sind nach Kratie gefahren, weil´s auf dem Weg liegt. Um die Zeit ein bißchen sinnvoll zu vertreiben, ließen wir uns mit zwei Motos nach Krampie fahren, um dort auf dem Mekong auf einem Holzbötchen herumzuschwappen und Delphine anzugucken. Eigentlich achten wir aber kaum auf diese vom Aussterben bedrohten Tiere, weil es einfach so schön ist, der langsam untergehenden Sonne zuzugucken. Also bleibt unsere Kamera still. Nachher gucken wir unseren Fahrern beim Volleyballspielen zu und lernen, warum Frauen in Kambodscha kein Volleyball spielen: wife is for washing, ironing, cooking and entertainment. Aha.


Am nächsten Tag geht´s schon weiter nach Banlung. Wir haben einen Minibusplatz gebucht und werden nicht enttäuscht: Wir sitzen mit 22 anderen Leuten im Bus, ganz hinten in der Ecke. Auf meinem Platz steht schon ein 30 Liter-Rucksack, der Fußraum ist bis zur Sitzflächenhöhe mit Säcken mit unbekanntem Inhalt ausgefüllt, neben meinem linken Ohr brüllt der Lautsprecher. Björns Knie klemmen sich im 30°-Winkel so fest an die Vorderlehne, dass er Blasen an den Knie bekommt. Wir versuchen, uns so klein wie Asiaten zu machen und balancieren dabei noch unsere Daypacks auf dem Schoß.

Der einzige Lichtblick dieser Fahrt
Nach vier Stunden bei der ersten Pinkelpause frage ich den Fahrer, ob wir wenigstens den Fremdrucksack auf den Gepäckträger laden können, auf dem schon zwei Pickup-Ladungen Waren, ein Moped, unsere Rucksäcke und diverse andere Taschen befestigt waren. Immerhin können wir danach unsere Beine minimal bewegen und Björns Knie-Winkel vergrößert sich auf 35°. Ich mache mir Musik an und halte mir gleichzeitig die Ohren zu, damit ich nicht verrückt werde. Aber wir sind erstaunlich schnell in Banlung, nach ca. sechseinhalb Stunden.
Björns Rucksack ist beim Abladen komplett rot vor Staub.